[zurück zur Startseite]


Gottlob, Rosa Rosalia

jüd.
* Rothenburg ob der Tauber 18.02.1881
+ Theresienstadt, (Ghetto) 13.09.1942


oo Heidingsfeld 18.06.1907 Joseph Fuld

Wohnhaft in Westerburg. Deportation am 01.09.1942 von Frankfurt/M. nach Theresienstadt, Ghetto.

Am 2. September 1939 kam es zu einem einschneidenden Erlebnis für die Familie Fuld.
Der Zweite Weltkrieg hatte tags zuvor angefangen. Vier Tage vorher war die Rationierung von Lebensmitteln angeordnet worden. Rosa Fuld ging am 2.September einkaufen und bekam die Folgen der Rationierung und die Erbarmungslosigkeit von Christen gegenüber Juden zu spüren. Sie ging in das Geschäft Wilhelmstraße 21 einkaufen und verlangte Bohnenkaffee. Die Geschäftsinhaberin lehnte den Verkauf mit dem Hinweis auf das bereits erhaltene Wochenquantum von 126 Gramm für zwei Personen ab. Rosa Fuld war dieses Quantum zu wenig. Sie sagte dies, doch die Inhaberin blieb stur. Es entwickelte sich ein Streit, in dem eine hinzugekommene Westerburger Bürgerin mit den Worten eingriff: „Was regt ihr euch noch auf wegen so einem dummen Judenmensch, heraus mit ihr“. Die Polizei kam hinzu. Rosa Fuld wurde am nächsten Tag, dem 3. September 1939, gegen 10.50 Uhr in
Polizeigewahrsam genommen, nachdem vorher eine Körpervisitation durch eine Westerburger Lehrerin an ihr vorgenommen worden war. Der Polizeigewahrsam (Schutzhaft) wurde damit begründet, dass die Gefahr bestand, dass die Bevölkerung Westerburgs zu Tätlichkeiten gegen die Jüdin übergehen könnte. Der entsprechenden Meldung des Westerburger Schutzpolizisten vom 3. September 1939 folgte am 4. September eine Strafanzeige durch die Ortspolizeibehörde Westerburg wegen „Sabotage" gegen die Maßnahmen der Reichsregierung in Bezug auf Rationierung der Lebensmittel und Ausgabe derselben gegen Bezugsscheine“.Rosa Fuld kam noch einmal glimpflich davon. Sie wurde im Beisein des Bürgermeisters Claas, Westerburg, im Namen der Staatspolizeistelle
Frankfurt/Main ernstlich verwarnt. Ihr wurde eröffnet, dass sie sofort in Schutzhaft und in ein Konzentrationslager überliefert werde, wenn sie ihre Nörgeleien und Meckereien wiederholen würde. Ihr wurde aufgegeben, nur noch in bestimmten Geschäften einzukaufen: Jung, Lebensmittelgeschäft, Metzgerei der Witwe Emilie Gertz, Westerburg, Langgasse, Konfektion und dergleichen, Ewald Seekatz, Hindenburgstraße. Dies entsprach auch de rRechtslage vom 12. September 1939, wonach Juden der Einkauf nur bei besonderen Lebensmittelgeschäften gestattet war.
Über Rosa Fulds Verhalten wurde auftragsgemäß dem Landrat eine Zeit lang vierteljährlich durch die Ortspolizeibehörde berichtet. Rosa wurde nicht mehr auffällig und kam mit der Verwarnung davon.
Rosa Fuld starb bereits am 13. September 1942 kurz nach ihrer Einlieferung im Alter von 61 Jahren.

Quelle: Tod im Vernichtungslager: http://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/index.htm
yadvashem.org
Westerwälder Zeitung vom Donnerstag, 16. Dezember 2010, Seite 27
Westerwälder Zeitung vom Freitag, 17. Dezember 2010, Seite 19
Westerwälder Zeitung vom Dienstag, 21. Dezember 2010, Seite 19

Kinder:Sidonie Fuld

Else Fuld

Alwin Fuld

Kurt Fuld


Erstellt mit dem Programm AHNENBLATT (www.ahnenblatt.de).