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Fuld, Joseph

jüd., Kaufmann, 1931 Vorsitzender der israelitischen Kultusgemeinde
* Westerburg 27.09.1877
+ Westerburg 05.12.1945


Beruf: Kaufmann, 1931 Vorsitzender der israelitischen Kultusgemeinde
Quelle: Einwohnerbuch für den Westerwald, Buch- und Kunstdruckerei C. Ebner, Hachenburg: 1931
Quelle: Einwohnerbuch für den Westerwald, Buch- und Kunstdruckerei C. Ebner, Hachenburg: 1931

oo Heidingsfeld 18.06.1907 Rosa Gottlob

Gemündener Tor 2, Tel. 92
Joseph Fuld wurde im Jahr 1877 in Westerburg, Deutsches Reich geboren. Vor dem Zweiten Weltkrieg lebte er in Westerburg, Deutsches Reich. Während des Krieges war er in Theresienstadt, Tschechoslowakei..
Joseph Fuld nahm vom 13. September 1915 bis Oktober 1917 am Ersten Weltkrieg teil. Als Kriegsversehrter kehrte er beinamputiert in den Westerwald zurück. Für seine Verdienste um das deutsche Vaterland wurde er mit dem Ehrenkreuz für Kriegsteilnehmer ausgezeichnet. Er erhielt eine
Versorgungsrente. Seinen Geschäften konnte er weiter nachgehen. Schon früh engagierte sich Joseph Fuld ehrenamtlich. 1910 ist er als Vorstandsmitglied der Ortsgruppe Westerburg des Hansa-Bundes für Gewerbe, Handel und Industrie nachgewiesen.
Joseph Fuld war die herausragende Persönlichkeit unter den Westerburger Juden. Nicht anders ist dies zu verstehen, denn die israelitische Kultusgemeinde Westerburg, eine Körperschaft des öffentlichen Rechtes, wählte ihn zu ihrem Vorsteher. Die Regierung bestätigte ihn in seinem Amt.
Bereits 1924 ist er in dieser Position nachgewiesen. 92 Mitglieder zählte die Gemeinde.
Joseph Fuld war der letzte Vorsteher der jüdischen Gemeinde Westerburg. In seiner Ära setzte die Verfolgung und Entrechtung der Juden durch das nationalsozialistische Regime ein. Die Juden wurden aus dem gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Leben zurückgedrängt, schließlich ausgeschlossen und zum Schluss ihres Lebens beraubt, sofern sie nicht rechtzeitig ausgewandert waren oder untertauchen konnten. Wie alle jüdischen Gemeinden, so verlor auch die jüdische Gemeinde Westerburg am 28. März 1938 den Status der Körperschaft des öffentlichen Rechts und Joseph Fuld sein Amt als Kultusvorsteher.
Als ehemaliger Synagogenvorsteher musste Joseph Fuld hilflos erleben, wie mit seiner Gemeinde und ihm aus Anlass der reichsweiten Pogromnacht am 10. November 1938 in Westerburg umgegangen wurde. Zum Gespött der Bevölkerung wurden die Juden durch die Stadt getrieben, in der Synagoge eingesperrt, mit Schimpfworten bedacht, mit Gegenständen beworfen oder verprügelt.
Die Innenausstattung der Synagoge wurde zerstört, die Fenster eingeworfen. Die jüdischen Friedhöfe schändete man. Fünf Westerburger Juden wurden verhaftet und für Wochen in das KZ Buchenwald eingesperrt, von dem sie dann physisch und psychisch fast am Ende zurückkamen.
Am 8. Mai 1945 befreite die Rote Armee das Getto Theresienstadt. 32 mit der achten Deportation aus Frankfurt Verschleppte erlebten ihre Befreiung, darunter Joseph Fuld als einziger aus Westerburg. Wie er es schaffte, als arbeitsunfähiger beinamputierter älterer Mann diese Deportation zu überstehen, grenzt an ein Wunder. Vielleicht hatte jemand der Verantwortlichen in Theresienstadt die schützende Hand über ihn gehalten, eventuell ein alter Kamerad aus dem Ersten Weltkrieg.
Der Westerburger Jude war zum Pflegefall geworden. In der Wohnung der Familie Leyendecker, Kirchgasse 11, fand der ehemalige Kaufmann und Kulturvorsteher der jüdischen Gemeinde Westerburg Kost, Logis und die notwendige Krankenpflege.
Joseph Fuld verfügte über keinerlei Vermögen oder Einkommen. Die Zahlung der ihm zustehenden Versorgungsrente durch das Versorgungsamt Gießen war mit seiner Deportation eingestellt worden. Er war auf Fürsorgeunterstützung angewiesen. Seinen Antrag bewilligte der Landrat des Oberwesterwaldkreises am 3. Dezember 1945 in Höhe von 58 Reichsmark monatlich mit Hinweis auf
Joseph Fulds politische Verfolgung zunächst für ein Jahr, rückwirkend ab dem 1. November 1944. Ein bereits gezahlter Vorschuss wurde angerechnet. Zur Auszahlung kam es nicht mehr. Joseph Fuld starb, bevor ihn die Bewilligung der Fürsorgeunterstützung erreichte, am 5. Dezember 1945 abends um 23.10 Uhr in der Wohnung der Familie Leyendecker in Kirchgasse 11. Amanda Querbach, geborene Leyendecker, wohnhaft in der Kirchgasse 11, zeigte am 7. Dezember 1945 dem Standesamt Westerburg den Tod an. Als Todesursache wurden akuter Herztod und Herz-Atemstillstand amtlicherseits festgestellt. Der Verstorbene wurde auf dem Westerburger Friedhof beerdigt.

Quelle: Einwohnerbuch für den Westerwald, Buch- und Kunstdruckerei C. Ebner, Hachenburg: 1926
Einwohnerbuch für den Westerwald, Buch- und Kunstdruckerei C. Ebner, Hachenburg: 1931
Georg Stockschlaeder: www.ahnenreich.de; Juden im Westerwald
yadvashem.org
Westerwälder Zeitung vom Donnerstag, 16. Dezember 2010, Seite 27
Westerwälder Zeitung vom Montag, 20. Dezember 2010, Seite 26
Westerwälder Zeitung vom Dienstag, 21. Dezember 2010, Seite 19
Westerwälder Zeitung vom Dienstag, 22. Dezember 2010, Seite 19
Quelle: Einwohnerbuch für den Westerwald, Buch- und Kunstdruckerei C. Ebner, Hachenburg: 1926
Einwohnerbuch für den Westerwald, Buch- und Kunstdruckerei C. Ebner, Hachenburg: 1931
Georg Stockschlaeder: www.ahnenreich.de; Juden im Westerwald
yadvashem.org
Westerwälder Zeitung vom Donnerstag, 16. Dezember 2010, Seite 27
Westerwälder Zeitung vom Montag, 20. Dezember 2010, Seite 26
Westerwälder Zeitung vom Dienstag, 21. Dezember 2010, Seite 19
http://statistik-des-holocaust.de/list_ger_hhn.html

Vater:Abraham Fuld

Mutter:Sophia Flink

Geschwister:Jeanette Fuld

Frieda Fuld

Jakob Fuld

Paula Fuld

Israel Fuld

Israel Fuld

Herbert Fuld

Kinder:Sidonie Fuld

Else Fuld

Alwin Fuld

Kurt Fuld


Erstellt mit dem Programm AHNENBLATT (www.ahnenblatt.de).