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Loeb, Max

jüd.
* 1879
+ 1942


oo Henriette Ullmann

Bei der Verfolgung der Juden verlor Max Loeb seine Tätigkeit als Handelsvertreter. Er wurde zum Stricker "umgeschichtet“.
Am 1. Oktober 1941 teilte ein Vertreter der Staatspolizeileitstelle Berlin leitenden Mitgliedern der jüdischen Gemeinde mit, dass demnächst die „Teilevakuierung“ der Berliner Juden beginnen werde. Dabei sollten bevorzugt große „Judenwohnungen“ frei gemacht werden, um Wohnraum für Funktionäre des NS-Regimes und für Bombengeschädigte zu schaffen. Von der jüdischen Gemeinde wurde verlangt, die Synagoge an der Lewetzowstraße im Stadtbezirk Tiergarten als Sammellager für etwa 1000 Menschen herzurichten.
Wie viele andere Berliner Juden erhielten Max, Hilda und Hella Loeb eine staatspolizeiliche Verfügung mit der Nachricht über die beabsichtigte Evakuierung nach Litzmannstadt. Mit der Benachrichtigung wurde ihnen der Vordruck „Vermögenserklärung“ zugestellt.
Jeder von ihnen musste die Erklärung abgeben, in der neben Fragen zur Person Angaben über Möbel, Tafelgeschirr, Besteck, Kristall, Wäsche, Kleidungsstücke, Konten, Barmittel oder Forderungen zu machen waren. Die Loebs waren nur noch mit dem Notwendigsten ausgestattet. Die Fragen nach dem Besitz von Gemälden, Kunstgegenständen, Antiquitäten, Schmuck, Goldwaren, Silber oder Kristall, Radioapparat, Plattenspieler, Staubsauger, Instrumenten verneinten alle drei in ihrer Vermögenserklärung vom 16. Oktober 1941. Diese Gegenstände waren aufgrund der Verordnung des nationalsozialistischen Regimes schon längst abgegeben worden. Max Loeb war mittlerweile arbeitslos, Hella verdiente als Rüstungsarbeiterin 20 Reichsmark in der Woche. Max Loeb, der mit seiner Frau in gesetzlichem Güterstand lebte, war Bezieher einer monatlichen Kriegsbeschädigtenrente in Höhe von 29,60 Reichamark. Auf Konten bei der Berliner Stadtbank und der Postsparkasse befand sich ein Guthaben von 719 Reichsmark. Außerdem verfügte er am 16. Oktober 1941 über Barmittel in Höhe von 270 Reichsmark.
An dem vom Reichswirtschaftsministerium genehmigten Transferkredit „Rhein-Metall-Borsig AG Berlin“ war er mit 890 Pfund Sterling beteiligt, welche in acht Jahresraten nach erfolgter Auswanderung zurückgezahlt werden sollten. Hilda Loeb hatte gegenüber der Firma Erker & Wassermann Berlin eine Forderung in Höhe von 468 Reichsmark.
Aus den Erklärungen lässt sich schließen, dass die Familie Loeb auf bessere Zeiten beziehungsweise Auswanderung hoffte. Max Loeb war noch am 16. Oktober 1941 im Besitz seines Smokings und seines Cuts. Sieben Koffer warteten auf ihren Einsatz. Außerdem war da die bereits erwähnte Beteiligung am Transferkredit. Es kam für die Familie anders als geplant und erhofft. Das Leben der Familie Loeb wurde gewaltsam zerstört. Am 18. Oktober 1941 begann in Berlin die Deportation der jüdischen Bevölkerung.
Die Familie Loeb gehörte zu den ersten von insgesamt mehr als 50 000 Juden, die aus Berlin in die Gettos und Vernichtungslager verschleppt wurden. Bereits bei der dritten Deportation aus Berlin am 27./29. Oktober 1941 war sie dabei. In einem Sonderzug von Gleis 17 des Bahnhofs Grunewald wurden Hilda, Max und Hella Loeb mit etwa 1000 anderen Juden nach Litzmannstadt (Lodz) deportiert.
Am 30. Oktober 1941 traf der Zug im Getto Litzmannstadt ein. Die aus Berlin deportierten Menschen kamen in Litzmannstadt in ein völlig überfülltes Getto.
Sie teilten weitgehend das Los der dort bereits lebenden Menschen. Die Verhältnisse im Getto waren menschenunwürdig und hauptsächlich darauf angelegt, seine Insassen durch Hunger, Krankheit und Überarbeitung zu vernichten.
Die Familie Loeb überlebte ihre Deportation nicht. Max Loeb starb am 18. April 1942 in Litzmannstadt, Hilda am 20.05.1942 am selben Ort. Todesort und Todesdatum von Tochter Hella sind nicht bekannt.

Quelle: Georg Stockschlaeder: www.ahnenreich.de; Juden im Westerwald
Westerwälder Zeitung vom Mittwoch, 4. Mai 2011, Seite 22
Westerwälder Zeitung vom Samstag, 7. Mai 2011, Seite 26

Vater:David Loeb

Mutter:Helene Broder

Kinder:Hella Loeb


Erstellt mit dem Programm AHNENBLATT (www.ahnenblatt.de).