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Gabbe, Wilhelm
jüd., israel. Lehrer
* Czersk/Konitz/Westpreußen ; Czersk, Konitz, Westpreußen 14.05.1891
+ Hadamar, Tötungsanstalt 07.02.1941
oo Standesamt Gemünden 15.05.1920 Thekla Meyer
o|o Landgericht Limburg 12.02.1937
Kirchgasse 6
Wohnhaft in Westerburg, Bendorf-Sayn (Heil- und Pflegeanstalt) und Weilmünster (Landesheil- und Pflegeanstalt).
Wurde von Weilmünster nach Hadamar deportiert und dort Opfer der Euthanasie.
Nach dem Abitur ließ sich Willy Gabbe an einem jüdischen Lehrerseminar zum Religionslehrer ausbilden. Er schloss das Staatsexamen erfolgreich ab. In Westerburg fand er eine Anstellung als Religionslehrer bei der jüdischen Kultusgemeinde.
Willy Gabbe wurde als Religionslehrer für die Kinder, aber auch für die Erwachsenen eingesetzt. Er unterrichtete die Kinder ab dem siebten Lebensjahr nach einem vom Staat genehmigten Lehrplan. Er lehrte sie die hebräische Sprache in Wort und Schrift, damit diese am Gebet und dem Vortragen des Thoratextes teilnehmen können. Der Religionslehrer unterrichtete sie über die Zehn Gebote und das Alte Testament, die Art und Ausübung der religiösen Vorschriften des täglichen Lebens, jüdische Geschichte sowie unter anderem über die Geografie Palästinas. Er betätigte sich zugleich als Kantor, Prediger und Seelsorger der Kultusgemeinde.
Willy Gabbe war auch für die in Gemünden ansässigen Juden zuständig. Sie gehörten zur Kultusgemeinde Westerburg. Um eine junge Jüdin bemühte sich der Religionslehrer besonders. Die am 25. Mai 1886 in Gemünden geborene Thekla Meyer, Tochter des verstorbenen Handelsmannes Shielo Meyer und seiner Frau Karoline, geborene Beifuß, hatte es ihm angetan. Sie wurde seine
große Liebe. Im März 1920 verlobte sich das Paar. Bereits zwei Monate später am 15. Mai 1920 heiratete der Lehrer Willy Gabbe vor dem Standesamt in Gemünden seine Thekla. Trauzeugen waren der Kaufmann Julius Simon, 25 Jahre alt, Gemünden und der 28-jährige Kaufmann Felix Meyer, ebenfalls aus Gemünden.
Die Eheleute wohnten in Westerburg, Kirchgasse 6 zur Miete. Bald waren sie zu dritt, denn am 2. Februar 1923 zog Theklas verwitwete Mutter Karoline bei ihnen ein. Das Ehepaar Gabbe blieb kinderlos.
Wilhelm Gabbe wurde psychisch krank.Am 7. Februar 1941 wurde er laut Aufnahmebuch der Heilanstalt Weilmünster wurde er an diesem Tag mit 91 weiteren jüdischen Patienten – ohne die sonst übliche Angabe eines Zielortes – „verlegt“. Der Transport ging nach Hadamar. Drei graue Busse beförderten die Kranken. Die Fenster waren verhangen. Die Busse gehörten der Gemeinnützigen Krankentransport-Gesellschaft mbH. Den 7. Februar 1941 überlebte Willy Gabbe nicht mehr. Noch am Tag der Ankunft in Hadamar wurden die Patienten aus Weilmünster in die im Keller der Anstalt befindliche, als Duschraum getarnte Gaskammer geschickt und durch Kohlenmonoxyd ermordet.
Quelle: Einwohnerbuch für den Westerwald, Buch- und Kunstdruckerei C. Ebner, Hachenburg: 1926
Tod durch Euthanasie: http://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/index.htm
yadvashem.org
Westerwälder Zeitung vom Montag, 7. Februar 2011, Seite 14
Erstellt mit dem Programm AHNENBLATT (www.ahnenblatt.de).